Spondylodiszitis: Unterschied zwischen den Versionen
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== Therapie == | |||
* '''Erregernachweis:''' 49-83% | |||
** vor Antibiose! ggf. Antibiose pausieren unter engmaschiger Kontrolle | |||
** Blutkultur: < 70% erfolgreich, mind. 2-3x | |||
** Biopsie/Gewebegewinnung: | |||
*** perkutane Stanze unter entsprechender Anästhesie | |||
*** CT-gesteuerte Feinnadelpunktion, ggf. mit Drainage zur Abszessentlastung; 50% erfolgreich | |||
*** intraoperativ: sicherste Methode, Nachweisrate bei 75% | |||
* Therapieleitlinien bisher nicht vorhanden | |||
* Evidenzniveau der Therapieempfehlungen max. Level C | |||
* '''Ruhigstellung''': | |||
** reklinierende Orthesen → volle mobilisiert werden | |||
** bei größeren Defekte der ventralen Säule oder lumbosakraler Übergang: mind. sechswöchige Bettruhe, Mobilisierung erst bei radiologisch sichtbarem Beginn der knöchernen Durchbauung | |||
** Risiko: Pseudarthrosen ((16-50%) → kyphotische Fehlstellung, chronisches Schmerzsyndrom | |||
** bei fehlender Fusionsreaktion, fortschreitender Destruktion oder klinisch ausbleibender Verbesserung nach 4-6 Wochen → OP-Indikation | |||
* '''Antibiose''': | |||
** nach Erregernachweis/Antibiogramm | |||
** kalkuliert: Staphylokokkus + E. coli | |||
** initial i.v. (2-4 Wochen) | |||
** bei stabilem AZ und Entzündungszeichen ↓ orale Gabe | |||
** hohe Bioverfügbarkeit + Gewebegängigkeit: Fluorchinolone, Clindamycin | |||
** bei MRSA: Linezolid | |||
** Dauer: 6 Wochen-3 Monate, alternativ nach Normalisierung der Entzündungswerte noch 6 Wochen | |||
* '''Débridement/Dekompression des Spinalkanals''' | |||
** notfallmäßig: neurologische Ausfälle, Sepsis | |||
** sonst: Instabilität, (drohende) Deformitäten, intraspinale Raumforderungen, unklare Genese mit möglichem tumorösem Prozess, Versagen der konservativen Therapie | |||
** relativ: nicht-beherrschbare Schmerzen, fehlende Compliance zur konservativen Therapie | |||
** '''Ziele''': | |||
*** Ausräumung des septischen Herds | |||
*** Keimnachweis | |||
*** Stabilisierung des infizierten Wirbelsäulenabschnitts mit nachfolgender knöcherner | |||
Fusion/Blockwirbelbildung | |||
** sicherere und zügigere Ausbehandlung des Infektgeschehens als bei konservativer Therapie | |||
** rasche postoperative Mobilisierung möglich | |||
** Standardverfahren: Débridement, Spaninterposition, Instrumentierung | |||
** Cave: Keimbesiedlung des Osteosynthesematerials → ausgiebiges Débridement, lokale Antibiotikaträger | |||
** ein-/zweizweitig | |||
* '''Analgesie!''' | |||
== Weblinks == | == Weblinks == |
Aktuelle Version vom 1. März 2011, 17:03 Uhr
Zusammenfassung des Ärzteblatt-Artikels Dtsch Arztebl 2008; 105(10): 181–7
Ursache
- Infektionsweg:
- endogen: WS-ferne Infektion mit hämatogener/lymphogener Streuung → v.a. ventrale WS-Abschnitte
- exogen (10-15%): WS-OP oder Injektionen
- Erreger:
- 39% Staphylokokken (v.a. aureus, selten epidermidis)
- 39% Gramnegative Bakterien (v.a. E. coli, seltener Pseudomonas, Proteus)
- 19% Streptokokken
- Prädisposition:
- 50.-70. LJ
- vorausgegangene lumbale BS-OP (mikrochirurgisch 0,1-0,6%, makrochirurgisch 1,4-3%)
- Multimorbidität
- DM, Adipositas
- Niereninsuffizienz, chron. Hep.
- rheumatische Erkrankungen
- Einnahme von Steroiden oder Immunsuppressiva
- Tumorleiden
- vorangegangene systemische Infektionen oder viszeralchirurgische Eingriffe
- Drogenabusus, HIV
Klinik
- Inspektion: lokale Veränderungen
- neurologischer Status
- typisch:
- Fersenfall-/Stauchungs-/Klopfschmerz
- fehlender/geringer lokaler Druckschmerz
- Schonhaltung, vermeidet Belastung der ventralen Wirbelsäulenabschnitte → Inklination/Wiederaufrichtung
Diagnose
- Labor:
- Leukozyten, CRP, BSG
- bei akutem Verlauf: ↑↑
- bei chronischem Verlauf: normwertig/grenzwertig
- Röntgen:
- obligat, aber (v.a. in der Frühphase) nicht aussagekräftig
- möglicherweise gering ausgeprägte Veränderungen DD Degeneration
- nahezu beweisend: Erosion der Grund-/Deckplatte bei fehlender Sklerosierung
- MRT:
- Verfahren der Wahl: Darstellung der Ausweitung des Entzündungsgeschehens
- CT:
- schlechtere Sensitivität und Spezifität als MRT
- gute Wiedergabe der knöchernen Destruktionen
- mit KM gute Darstellung paravertebraler Abszedierungen
- eigentlich nur sinnvoll, wenn MRT nicht möglich
- Mehrphasenskelettszintigrafie:
- keine Unterscheidung möglich zwischen Infektionen des Knochens und aktivierten Osteochondrosen
- unauffälliges Skelettszintigramm schließt ossären Entzündungsprozess sehr sicher aus
- F-18-FDG-PET:
- reichert sich nicht/gering im Knochenmark/der Wirbelsäule an → entzündliche Prozesse als "hot spot"
- Vorteile: schnelle Bildgebung, geringe Strahlenexposition
- gute Unterscheidung zwischen Spondylodiszitis und degenerativen Veränderungen
- Spezifität zur DD maligner Prozessen möglicherweise schlecht
- Differentialdiagnose:
- erosive Osteochondrose
- osteoporotische/pathologische Fraktur
- tumorbedingte Destruktion
- Spondylarthritis ankylosans
- M. Scheuermann.
Therapie
- Erregernachweis: 49-83%
- vor Antibiose! ggf. Antibiose pausieren unter engmaschiger Kontrolle
- Blutkultur: < 70% erfolgreich, mind. 2-3x
- Biopsie/Gewebegewinnung:
- perkutane Stanze unter entsprechender Anästhesie
- CT-gesteuerte Feinnadelpunktion, ggf. mit Drainage zur Abszessentlastung; 50% erfolgreich
- intraoperativ: sicherste Methode, Nachweisrate bei 75%
- Therapieleitlinien bisher nicht vorhanden
- Evidenzniveau der Therapieempfehlungen max. Level C
- Ruhigstellung:
- reklinierende Orthesen → volle mobilisiert werden
- bei größeren Defekte der ventralen Säule oder lumbosakraler Übergang: mind. sechswöchige Bettruhe, Mobilisierung erst bei radiologisch sichtbarem Beginn der knöchernen Durchbauung
- Risiko: Pseudarthrosen ((16-50%) → kyphotische Fehlstellung, chronisches Schmerzsyndrom
- bei fehlender Fusionsreaktion, fortschreitender Destruktion oder klinisch ausbleibender Verbesserung nach 4-6 Wochen → OP-Indikation
- Antibiose:
- nach Erregernachweis/Antibiogramm
- kalkuliert: Staphylokokkus + E. coli
- initial i.v. (2-4 Wochen)
- bei stabilem AZ und Entzündungszeichen ↓ orale Gabe
- hohe Bioverfügbarkeit + Gewebegängigkeit: Fluorchinolone, Clindamycin
- bei MRSA: Linezolid
- Dauer: 6 Wochen-3 Monate, alternativ nach Normalisierung der Entzündungswerte noch 6 Wochen
- Débridement/Dekompression des Spinalkanals
- notfallmäßig: neurologische Ausfälle, Sepsis
- sonst: Instabilität, (drohende) Deformitäten, intraspinale Raumforderungen, unklare Genese mit möglichem tumorösem Prozess, Versagen der konservativen Therapie
- relativ: nicht-beherrschbare Schmerzen, fehlende Compliance zur konservativen Therapie
- Ziele:
- Ausräumung des septischen Herds
- Keimnachweis
- Stabilisierung des infizierten Wirbelsäulenabschnitts mit nachfolgender knöcherner
Fusion/Blockwirbelbildung
- sicherere und zügigere Ausbehandlung des Infektgeschehens als bei konservativer Therapie
- rasche postoperative Mobilisierung möglich
- Standardverfahren: Débridement, Spaninterposition, Instrumentierung
- Cave: Keimbesiedlung des Osteosynthesematerials → ausgiebiges Débridement, lokale Antibiotikaträger
- ein-/zweizweitig
- Analgesie!