Rheumatoide Arthritis: Unterschied zwischen den Versionen
Daniel (Diskussion | Beiträge) |
Daniel (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 69: | Zeile 69: | ||
∗∗∗∗ mind. 1 nötig für Klassifizierung | ∗∗∗∗ mind. 1 nötig für Klassifizierung | ||
=== 1987 === | === ACR alt (1987) === | ||
* Diagnose bei ≥ 4/7, dabei 1-4 ≥ 6 Wochen | * Diagnose bei ≥ 4/7, dabei 1-4 ≥ 6 Wochen | ||
Zeile 82: | Zeile 82: | ||
=== RA-Verdachtskriterien (DGRh) === | === RA-Verdachtskriterien (DGRh) === | ||
* ≥ 2 geschwollene Gelenke | |||
* Morgensteifigkeit > 1h | |||
* BSG ↑ oder CRP ↑ | |||
* positiver RF oder CCP | |||
== Therapie == | |||
* Krankheitsaktivität + Therapiesteuerung: [[DAS28]] | |||
=== Medikamentöse Behandlung === | |||
* vier Hauptgruppen: | |||
** Analgetika (Schmerzmittel) | |||
** NSAR/NSAID | |||
** Glucocorticoide | |||
** [[Antirheumatica|Basistherapeutika]] (LWAR, DMARD) | |||
* häufig Kombinationstherapie (Cortison + Basistherapie) | |||
* MTX "Goldstandard" aufgrund von Wirksamkeit und Verträglichkeit | |||
* Goldsalze weitgehend obsolet | |||
Neuere Therapeutika sind Antikörper, löslichen Rezeptoren oder Antagonisten, die gegen proinflammatorische Zytokine wie IL-1, IL-6 oder TNF-alpha gerichtet sind und auch "Biologika"/"Biologicals" genannt werden. Gegen TNF-alpha gerichtet sind die TNF-alpha-Antikörper Infliximab und Adalimumab sowie der lösliche TNF-alpha-Rezeptor Etanercept. Der IL-1-Rezeptor-Antagonist heißt Anakinra. Eine neue Therapieoption bietet die B-Zell-Therapie mit Rituximab (monoklonaler CD20-Antikörper), die seit Juli 2006 europaweit zugelassen ist. Rituximab wird derzeit nach Versagen des ersten TNF-alpha-Antikörpers eingesetzt. Seit Mai 2007 ist eine Substanz zugelassen, die die T-Zell-Ko-Stimulation moduliert. Es handelt sich um das vollständig humane Fusionsprotein CTLA4Ig (Abatacept). Abatacept wird derzeit nach Versagen mindestens eines TNF-alpha-Antagonisten eingesetzt.[14] Kürzlich zugelassen wurden als TNF-alpha-Antagonisten das Certolizumab pegol und Golimumab. Seit Januar 2009 ist der humanisierte Antikörper Tocilizumab europaweit zugelassen, der speziell Interleukin-6-Rezeptoren hemmt. Weitere Wirkstoffe befinden sich in der klinischen Erforschung in Phase II und Phase III-Studien. | Neuere Therapeutika sind Antikörper, löslichen Rezeptoren oder Antagonisten, die gegen proinflammatorische Zytokine wie IL-1, IL-6 oder TNF-alpha gerichtet sind und auch "Biologika"/"Biologicals" genannt werden. Gegen TNF-alpha gerichtet sind die TNF-alpha-Antikörper Infliximab und Adalimumab sowie der lösliche TNF-alpha-Rezeptor Etanercept. Der IL-1-Rezeptor-Antagonist heißt Anakinra. Eine neue Therapieoption bietet die B-Zell-Therapie mit Rituximab (monoklonaler CD20-Antikörper), die seit Juli 2006 europaweit zugelassen ist. Rituximab wird derzeit nach Versagen des ersten TNF-alpha-Antikörpers eingesetzt. Seit Mai 2007 ist eine Substanz zugelassen, die die T-Zell-Ko-Stimulation moduliert. Es handelt sich um das vollständig humane Fusionsprotein CTLA4Ig (Abatacept). Abatacept wird derzeit nach Versagen mindestens eines TNF-alpha-Antagonisten eingesetzt.[14] Kürzlich zugelassen wurden als TNF-alpha-Antagonisten das Certolizumab pegol und Golimumab. Seit Januar 2009 ist der humanisierte Antikörper Tocilizumab europaweit zugelassen, der speziell Interleukin-6-Rezeptoren hemmt. Weitere Wirkstoffe befinden sich in der klinischen Erforschung in Phase II und Phase III-Studien. | ||
Operative Therapie der rheumatischen Arthritis [Bearbeiten] | Operative Therapie der rheumatischen Arthritis [Bearbeiten] | ||
=== Rheumachirurgie === | |||
* Synovektomie: bremst den Krankheitsprozess | |||
* Gelenkresektion/Gelenkversteifung (Arthrodese), v.a. Daumen, Handwurzel, DIP-Gelenke, OSG/USG, Fußwurzel, GZG-/-endgelenk, Zehenmittel-/-endgelenke | |||
* Arthroplastik: Gelenkteilresektion, Knorpelglättung | |||
* Endoprothesen: konsequente Synovektomie! | |||
* Radio-/Chemosynoviorthese: | |||
** Indikation: sechsmonatige Basistherapie + intraartikuläre Cortison-Injektionen insuffizient | |||
** abs. KI: Schwangerschaft/Stillzeit | |||
** rel. KI: Kinder/Jugendliche | |||
** reine/vorwiegende Beta-Strahler | |||
== Weblinks == | == Weblinks == |
Version vom 27. Dezember 2010, 21:26 Uhr
Grundlagen
- rheumatoide Arthritis (RA) = chronische Polyarthritis (cP)
- typisch:
- Befall von Carpal-/MCP/PIP-Gelenke
- DIP nicht betroffen!
- Schwellung, Rötung, Überwärmung, Schmerzen
- Morgensteife
- Verlauf in Schüben (Schubdauer Wochen-Monate)
- Beginn > 55. LJ
- Pathogenese:
- Gelenkzerstörung:
- spezifischer onkologischer Prozesses ("tumor-like proliferation")
- aggressive homogene Zellverbände aus pluripotenter synovialer Zellmatrix → Eindringen in Knorpel und Knochen → Expression hochpotenter proteolytischer Enzyme → rasche Degradierung von Knorpel und Knochen → nach wenigen Tagen Kollaps und Resorption durch Entzündungszellen/Makrophagen
- keine entzündlichen Faktoren beteiligt!
- Residuum: Pannus
- akutes Absterben von Geweben infolge lokaler Freisetzung von Kollagenasen → zentrale Nekrose, radiäre Zellpalisade → Zerstörung gefäßarmer, kollagener Strukturen (Sehnen → Ruptur, Auge → Sklera, Arterienwände)
- Gelenkzerstörung:
Diagnose
- Labor: BSG, CRP, RF (auch seronegative RA möglich!), CCP: Sensitivitäten 80%, Spezifität 98%
- Klinik: DAS28 (Disease Activity Score)
- Bildgebung:
- Röntgen. Erosionen, subchondrale Osteoporose, Destruktionen des umliegenden Knochens, Ankylosen, Gelenkfehlstellungen (Knopflochdeformität, Schwanenhalsdeformität, Ulnardeviation)
- MRT
- Weichteil-/Knochenszintigraphie
Klassifikations-Kriterien
ACR/EULAR 2010
- Diagnose bei ≥ 6/10, dabei 1-4 ≥ 6 Wochen
A Gelenkbeteiligung* | 1 grosses Gelenk** | 0 |
---|---|---|
2−10 grosse Gelenke | 1 | |
1−3 kleine Gelenke*** | 2 | |
4−10 kleine Gelenke*** | 3 | |
> 10 Gelenke (≥ 1 kleines Gelenk) | 5 | |
B Serologie**** | RF und ACPA negativ | 0 |
RF oder ACPA schwach-positiv | 2 | |
RF oder ACPA hoch-positiv | 3 | |
C Akutphase Marker**** | CRP und BSG normal | 0 |
CRP oder BSG erhöht | 1 | |
D Symptomdauer | < 6 Wochen | 0 |
≥6 Wochen | 1 |
∗ Schwellung oder Schmerzhaftigkeit, DIP, MCP I und CMC I ausgeschlossen
∗∗ Schultern, Ellbogen, Hüften, Knie, Sprunggelenke
∗∗∗ MCP, MTP II-V, PIP, IP I, Handgelenke (mit oder ohne Beteiligung von grossen Gelenken)
∗∗∗∗ mind. 1 nötig für Klassifizierung
ACR alt (1987)
- Diagnose bei ≥ 4/7, dabei 1-4 ≥ 6 Wochen
- Morgensteifigkeit > 1h
- Arthritis > 3 Gelenke (Schwellung + Erguss an PIP, MCP, Hand, Ellenbogen, Knie, SG, MTP)
- Arthritis der Hand (HG, MCP, PIP)
- symmetrische Arthritis
- Rheumaknoten
- positiver RF
- radiologische Veränderungen
RA-Verdachtskriterien (DGRh)
- ≥ 2 geschwollene Gelenke
- Morgensteifigkeit > 1h
- BSG ↑ oder CRP ↑
- positiver RF oder CCP
Therapie
- Krankheitsaktivität + Therapiesteuerung: DAS28
Medikamentöse Behandlung
- vier Hauptgruppen:
- Analgetika (Schmerzmittel)
- NSAR/NSAID
- Glucocorticoide
- Basistherapeutika (LWAR, DMARD)
- häufig Kombinationstherapie (Cortison + Basistherapie)
- MTX "Goldstandard" aufgrund von Wirksamkeit und Verträglichkeit
- Goldsalze weitgehend obsolet
Neuere Therapeutika sind Antikörper, löslichen Rezeptoren oder Antagonisten, die gegen proinflammatorische Zytokine wie IL-1, IL-6 oder TNF-alpha gerichtet sind und auch "Biologika"/"Biologicals" genannt werden. Gegen TNF-alpha gerichtet sind die TNF-alpha-Antikörper Infliximab und Adalimumab sowie der lösliche TNF-alpha-Rezeptor Etanercept. Der IL-1-Rezeptor-Antagonist heißt Anakinra. Eine neue Therapieoption bietet die B-Zell-Therapie mit Rituximab (monoklonaler CD20-Antikörper), die seit Juli 2006 europaweit zugelassen ist. Rituximab wird derzeit nach Versagen des ersten TNF-alpha-Antikörpers eingesetzt. Seit Mai 2007 ist eine Substanz zugelassen, die die T-Zell-Ko-Stimulation moduliert. Es handelt sich um das vollständig humane Fusionsprotein CTLA4Ig (Abatacept). Abatacept wird derzeit nach Versagen mindestens eines TNF-alpha-Antagonisten eingesetzt.[14] Kürzlich zugelassen wurden als TNF-alpha-Antagonisten das Certolizumab pegol und Golimumab. Seit Januar 2009 ist der humanisierte Antikörper Tocilizumab europaweit zugelassen, der speziell Interleukin-6-Rezeptoren hemmt. Weitere Wirkstoffe befinden sich in der klinischen Erforschung in Phase II und Phase III-Studien. Operative Therapie der rheumatischen Arthritis [Bearbeiten]
Rheumachirurgie
- Synovektomie: bremst den Krankheitsprozess
- Gelenkresektion/Gelenkversteifung (Arthrodese), v.a. Daumen, Handwurzel, DIP-Gelenke, OSG/USG, Fußwurzel, GZG-/-endgelenk, Zehenmittel-/-endgelenke
- Arthroplastik: Gelenkteilresektion, Knorpelglättung
- Endoprothesen: konsequente Synovektomie!
- Radio-/Chemosynoviorthese:
- Indikation: sechsmonatige Basistherapie + intraartikuläre Cortison-Injektionen insuffizient
- abs. KI: Schwangerschaft/Stillzeit
- rel. KI: Kinder/Jugendliche
- reine/vorwiegende Beta-Strahler
Weblinks
- http://dgrh.de/klassifikationskriterien.html Klassifikationskriterien rheumatischer Erkrankungen
- http://dgrh.de/leitliniefruehera.html Interdisziplinäre Leitlinie "Management der frühen rheumatoiden Arthritis" (DGRh)