Prothesen: Unterschied zwischen den Versionen

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* Prinzip: je älter, desto statischer, je jünger, desto dynamischer
* Prinzip: je älter, desto statischer, je jünger, desto dynamischer
* '''Lastübertragung''':
* Kompression → Interimsprothese → endgültige Prothese
** Tuber ischiadicum, gesamte Stumpfoberfläche
** kaum druckempfindliche Knochenteile
* '''Befestigung am Stumpf''':
* '''Befestigung am Stumpf''':
** Vakuumsystem (aktiv/passiv)
** Vakuumsystem (aktiv/passiv)
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** mit Haftreibung
** mit Haftreibung
** Saugschaftprothesen
** Saugschaftprothesen
* '''Schaftsystem''':
* '''Schaftsystem, Lastübertragung''':
** Zweckform: queroval (Botta), Hybridform
** Stumpf sehr druckempfindlich → Entlastung über Tuber ischiadicum
** anatomisch: längsoval (''=CAT-CAM-Schaft=contoured adducted trochanteric-controlled alignement method''), MAS® Schaft
** Schaft queroval:  
*** Tuberabstützung → Druckläsion, unangenehm
*** ventrale Druckpelotte → Durchblutungsstörung
*** seitliche Fixierung über Weichteile → funktionell ungünstig
** Schaft längsoval (''=CAT-CAM-Schaft=contoured adducted trochanteric-controlled alignement method'')
*** Gewicht auf gesamter Stumpfoberfläche
*** Sitzbein vom Prothesenschaft umschlossen → knöcherne Verriegelung → guter seitlicher Halt, bessere Kontrolle
*** keine Frontalpelotte → Durchblutung besser → bessere Versorgung, bei AVK zwingend
** MAS®-Schaft (''Marlo Anatomical Socket'')
*** hohe Funktionalität und Passgenauigkeit
*** sehr gute Beweglichkeit im Hüftgelenk
* Knie-Exartikulationsprothese
* Knie-Exartikulationsprothese
* Hüftexartikulationsprothese: hüftübergreifender Beckenkorb (Gipsmodell, Gießharzschalung)
* Hüftexartikulationsprothese: hüftübergreifender Beckenkorb (Gipsmodell, Gießharzschalung)

Version vom 16. November 2010, 21:42 Uhr

Untere Extremität

Frühversorgung

  • Stumpfkompression
    • Cave AVK → wenn keine Kompression möglich, auch keine Prothesenversorgung möglich!
    • Silkonliner ab 3.-5. postop. Tag
  • nach Abschluss der Wundheilung (2-4 Wochen postop.)
    → provisorische Interimsprothese (Modularprothese mit Rohrskelett und austauschbaren Passteilen)
  • Vorteile:
    • frühzeitige Mobilisierung
    • Kreislauf-/Stoffwechselanregung
    • Reduktion des Stumpfvolumens, Vorbereitung auf spätere Belastung
    • Änderung durch Austausch der Passteile jederzeit einfach möglich
  • Definitivprothese nach 3-6 Monaten → Schaft nach Gipsabdruck

Prothesentypen

  • Schalenbauweise: ältere Bauart, Schale/Wandung gleichzeitig tragendes/formgebendes Element
  • Rohrskelettbauweise: tragende Leichtmetallrohre, auswechselbare Passteile, kosmetisches Schaumstoffummantelung

allgemeiner Prothesenaufbau

  • Schaft:
    • Stumpfbettung in Haftschaft mit Vollkontakt aus unterschiedlichen Materialien (Polyacryl, Kohlefaser, Gießharz, Kevlar, Holz)
    • Haftschaft: Trikotschlauch über Stumpfweichteile, Ventilloch am Schaftende → Gummiventil
    • muskelaktiver Oberschenkelstumpf: aktiv im Schaft verklemmt, leichter Unterdruck durch Adhäsivkräfte
  • Kniepassteile: Titan, Stahl, Karbon
    • einachsige Kniegelenke (Scharniergelenk)
    • mehrachsige/polyzentrische Kniegelenke
    • sperrbare Kniegelenke → funktionelles Stelzbein, zum Sitzen Entriegelung
    • Bremskniegelenke → sperrt bei axialem Druck
    • pneumatisch/hydraulisch gesteuerte Kniegelenke
  • Fußpaßteile:
    • (meist) einachsig (Dorsalextension/Plantarflexion)
    • gelenklos mit elastischem Puffersystem (gepolsterte Ferse, elastischer Vorfuß → veraltet)
    • Karbonfederspange:
      • Kombination aus mechanischem Gelenk, elastischem Kunstoffpuffer und/oder Fersenspange
      • hohe elastische Rückstellkraft
      • Pronation/Supination/Rotation möglich
      • kosmetische Anpassung möglich

Unterschenkelprothesen

  • Lastübertragung:
    • druckunempfindliche Stellen: Patellaband, Stumpfende, Teile des Schienbeines, Syndesmose, hinterer muskulärer Teil des Stumpfes.
    • druckempfindliche Stellen → Entlastung: Knochenenden Tibia/Fibula, Fibulaköpfchen
  • Befestigung am Stumpf:
    • Vakuumsystem (aktiv/passiv)
    • Verschlussmechanismus (Shuttle-Lock, Clutch-Lock)
    • Zweischaftsystem (Weichwandinnenschaft + Hartschaft)
      • Silikonhaftschaftsystem: Silikonstrumpf mit Rastermetallzapfen, Wollstrumpf, Hartschaft
    • Polsterung: Derma Seal, Easy Liner (Polyurethan)
  • Schaftsystem:
    • Langprothese: mit Oberhülse, Gelenkschiene, Fixation am Oberschenkel
    • Kurzprothese: ohne Oberhülse, Weichwand-Innentrichter, Modular- oder Schalenbauweise, Fixation durch knieüberschreitende Kondylenklammer, 800-1000 g
      • KBM-Prothese: Kondylenbettung Münster
      • PTS-Prothese: Prorthèse tibialis supracondylienne
      • PTB-Prothese: Patella tendon bearing

Oberschenkelprothese

  • Prinzip: je älter, desto statischer, je jünger, desto dynamischer
  • Kompression → Interimsprothese → endgültige Prothese
  • Befestigung am Stumpf:
    • Vakuumsystem (aktiv/passiv)
    • Verschlussmechanismus (Shuttle-Lock, Clutch-Lock, Kordelsystem)
    • mit Haftreibung
    • Saugschaftprothesen
  • Schaftsystem, Lastübertragung:
    • Stumpf sehr druckempfindlich → Entlastung über Tuber ischiadicum
    • Schaft queroval:
      • Tuberabstützung → Druckläsion, unangenehm
      • ventrale Druckpelotte → Durchblutungsstörung
      • seitliche Fixierung über Weichteile → funktionell ungünstig
    • Schaft längsoval (=CAT-CAM-Schaft=contoured adducted trochanteric-controlled alignement method):
      • Gewicht auf gesamter Stumpfoberfläche
      • Sitzbein vom Prothesenschaft umschlossen → knöcherne Verriegelung → guter seitlicher Halt, bessere Kontrolle
      • keine Frontalpelotte → Durchblutung besser → bessere Versorgung, bei AVK zwingend
    • MAS®-Schaft (Marlo Anatomical Socket)
      • hohe Funktionalität und Passgenauigkeit
      • sehr gute Beweglichkeit im Hüftgelenk
  • Knie-Exartikulationsprothese
  • Hüftexartikulationsprothese: hüftübergreifender Beckenkorb (Gipsmodell, Gießharzschalung)

Obere Extremität

  • kosmetische Prothese: Schmuckarm/-hand, geringes Gewicht, keine Funktion
  • passiver Greifarm: Handgelenkanschluss, aufschraubbare Ersatzstücke (Haken, Halter, Griff)
  • aktiver Greifarm: Greifmechanismus z.b. durch Schulterbewegung oder plastische OP (M. Bizeps brachii)
  • Fremdkraft-Prothese:
    • myoelektrisch, pneumatisch
    • mehrfunktional (nur eine Bewegung gleichzeitig), aber schwieriger Lernprozess, hohes Gewicht
    • heute Standardversorgungen
    • bei hoher Amputation auch Hybridsystem (aktiv + Fremdkraft)

* operative Umwandlung des Armstumpfes in Krukenberg-Greifzange[1][2]

    • Indikation: beidseitiger Handverlust, Blindheit → volle Sensiblität!
    • bei funktionstüchtiger kontralateraler Hand → bessere Funktion durch Prothese
  • Cave: Körpersymmetrie, Haltungskorrektur

Weblinks